Klassismus

„Klassismus“ ist die Diskriminierung und Unterdrückung von Menschen aufgrund ihres vermuteten oder wirklichen sozialen Status. Klassismus demütigt und er behindert die gesellschaftliche Partizipation von bestimmten Gruppen. Außerdem schränkt er Menschen in der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit und ihrem beruflichen Werdegang ein. Die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft findet an vielen Orten statt: an Schulen, im Kulturbetrieb oder in der Politik, in Institutionen oder in persönlichen Verhaltensweisen.

Im Zusammenhang mit den PISA-Studien wurde viel darüber geredet, dass die Bildungseinrichtungen in Deutschland Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien nicht genug fördern. Auch die ungleiche Vermögensverteilung ist immer wieder ein großes Thema. Denn in keinem Land Europas ist der Reichtum so ungleich verteilt wie in Deutschland. Rund 16 Prozent der Bevölkerung, das sind 13 Millionen Menschen, leben an der Grenze zur Armut. Das heißt, sie verfügen über ein Nettoeinkommen von weniger als 917 Euro.

In keinem Land Europas ist der Reichtum so ungleich verteilt wie in Deutschland.

Die ärmere Hälfte der Deutschen besitzt dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung zufolge gerade einmal 2,5 Prozent der Vermögen. Dem reichsten einen Prozent dagegen gehört ein Drittel des gesamten Privatvermögens. Dazu kommt, dass Reichtum und Armut in Deutschland häufig vererbt und die sozialen Unterschiede nicht kleiner, sondern größer werden.

Wer in Armut aufwächst, für den ist es zunehmend schwieriger, diese zu überwinden. Wer dagegen über Eltern mit einem hohen Vermögen verfügt, bleibt sehr wahrscheinlich Teil der Oberschicht.

Einbezug in die Antidiskriminierungsarbeit

In Deutschland entscheidet vor allem die soziale Herkunft, welche Bildung ein Kind erhält und über welche kulturellen oder materiellen Ressourcen es verfügt. Die Schichtzugehörigkeit bestimmt, in welchem Stadtviertel ein Kind aufwächst. Sie legt meist auch fest, welche Schulen es besucht, welche Medien, Musik und Bücher es konsumiert. Und damit auch, welchen Beruf es ergreifen und welches Gehalt es einmal verdienen wird.
Dabei halten sich Gruppenvoruteile gegen „niedrige“ Klassen und „bildungsferne“ Schichten hartnäckig. Meist unterstellen sie, dass arme Menschen irgendwie schuld seien an ihrer Armut. Und das obwohl Millionen von Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen im Niedriglohnsektor arbeiten.

All diese Fakten über soziale Ungleichheit sind meist bekannt. Trotzdem wird in der Antidiskriminierungsarbeit bisher kaum darüber gesprochen, dass Diskriminierung nicht nur aufgrund des Geschlechts oder der ethnischen Herkunft, sondern auch aufgrund der sozialen Herkunft erfolgt.

Bei der Beschäftigung mit Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft kann die berechtigte Kritik an den Eigentumsverhältnissen, ungerechter Verteilungspolitik und an sozialen Privilegien schnell in Populismus und Ressentiments gegen „die da oben,“ gegen die „völkisch anderen“ und in antisemitisch aufgeladene Verschwörungstheorien abgleiten.

Um die Auseinandersetzung mit dem Thema in der Klasse zu unterstützen finden auf den Vernetzungstreffen der Berliner Courage-Schulen Workshops zu Klassismus statt. Die Landeskoordination Berlin bietet zudem regelmäßig Seminare für die Fortbildung von PädagogInnen an und organisiert Workshops oder Projekttage für Schülerinnen und Schüler.


Mehr zum Thema findet ihr im Themenheft Klassismus – Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft.