
Jedes Jahr findet am 12. Juni der Anne Frank Tag statt – am Geburtstag des jüdischen Mädchens, das mit seinem Tagebuch weltweit bekannt und im KZ Bergen-Belsen von den Nazis ermordet wurde. Es beteiligen sich bundesweit 731 Schulen an dem Aktionstag – viele von ihnen sind Courage-Schulen. In diesem Jahr wurde er unter dem Motto „Erinnern und Engagieren digital“ durchgeführt. Wir waren bei der Eröffnung an der Anne-Frank-Grundschule in Berlin dabei.
Nachdem der Chor der Schule die Gäste mit „Shalom chaverim“ begrüßt hatte, lobte Eva Schmierer, Staatsekretärin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, das Engagement der Schüler*innen und erinnerte an das Grundgesetz und den Rechtsstaat, die es zu schützen gelte. Die Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch, widmete sich in ihrer Rede der Frage „Was kann jeder einzelne tun?“, damit sich die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus nicht wiederholen. Hester Somsen, Botschafterin des Königreichs der Niederlande, sagte: „Wir müssen wissen, was in der Welt geschieht“ und nahm dabei Bezug auf die Verbreitung von Fehlinformationen.
Auf der Bühne war zu sehen, dass sich die Grundschüler*innen bereits mit den Materialien des Anne Frank Zentrums ausgiebig befasst hatten. Zu der Frage „Was bedeutet Freiheit für dich?“ lasen einige ihre Gedanken vor: „wenn ich keine Angst habe“, „Hüpfen und Tanzen“, „wenn wir verschiedene Meinungen haben dürfen“, „wenn wir uns nicht verstecken müssen“ und „Demokratie ist Freiheit“. Zu der Frage „Wofür möchtest du dich einsetzen?“ heißt es im finalen Statement: „dafür, dass wir in einer bunten, vielfältigen Welt leben können.“
Eine Zeitzeugin war für die Veranstaltung aus Amsterdam angereist: Rozette Kats, die von ihren Eltern als Baby zu einem nicht-jüdischen Ehepaar gebracht wurde, um sie in Sicherheit zu bringen. Seit Jahren geht sie an Schulen und erzählt ihre Geschichte. Vier Schüler*innen haben sie nun auf dem Podium interviewt. Zu der Frage, warum sie die Schulbesuche macht, sagte sie: „Wir sind alle gleich würdig und so müssen wir uns auch behandeln.“ Im Anschluss beendete die Direktorin des Anne Frank Zentrums, Veronika Nahm, die Veranstaltung mit einem großen Dank an alle, die den Anne Frank Tag unterstützen.
Die Anne-Frank-Grundschule macht vor, wie man sich in der Grundstufe mit Antisemitismus und dem Nationalsozialismus auseinandersetzen und für die Gleichwertigkeit aller Menschen engagieren kann. Neben der feierlichen Eröffnung des Anne Frank Tags fand der Anne-Frank-Lauf mit mehreren Schulen statt und es wurde ein Blumentisch geschmückt, für den alle eine Blume mitgebracht haben. Auf dem Schulgelände gedeiht zudem ein Ableger des Kastanienbaums, auf den Anne aus dem Amsterdamer Versteck blicken konnte. So bleibt Erinnerung lebendig.