
Politische Bildung mit Jugendlichen gerät immer wieder in den Fokus, vor allem auch in politisch herausfordernden Zeiten. Wie bereits Kinder an demokratische Werte herangeführt werden können, wird hingegen kaum diskutiert – und das zu Unrecht. Denn der jährliche Grundschultag der Landeskoordination Berlin (LK Berlin) zeigte auch dieses Mal wieder: Schon in den ersten Klassen lassen sich Schüler*innen motivieren, für ein couragiertes, respektvolles und gleichwertiges Miteinander einzutreten.
Rund 70 Schüler*innen und Pädagog*innen von sieben Berliner Grundschulen folgten am 21. Juni der Einladung in das Jugendzentrum „Die Weiße Rose“. Passend zu dem Motto „Erstklassig couragiert“ rappten sie mit einem Musikpädagogen gegen Rassismus, drückten angeleitet von einer Tanzpädagogin Emotionen wie Freude, Angst, Unsicherheit und Überraschung aus und lernten von einem psychologischen Berater, wie sie sich vor Cyber-Mobbing bei Whatsapp & Co. schützen.


Auch das Thema religiöse Vielfalt wurde vermittelt: Ein Puppentheater-Kollektiv brachte den Kindern die Bedeutung von Tieren in der jüdischen Welt nahe – und ganz nebenbei das arabisch-christlich-jüdische Miteinander. In all diesen Workshops blieben die Neun- bis Zwölfjährigen mit den Workshop-Leiter*innen unter sich: Die Pädagog*innen lernten derweil Methoden und Herangehensweisen an das Thema „Antisemitismus in der Grundschule“ kennen.


Auf die Frage, ob derlei Themen nicht zu komplex für so junge Menschen sind, antwortet Heinz Stadelmann, Koordinator in der LK Berlin, mit einem klaren Nein: „Diskriminierung kennt kein Alter“, sagt Stadelmann, selbst angehender Grundschullehrer, „das Sortieren von Menschen nach ihren Hintergründen und Herkünften findet bereits in der Grundschule statt.“ Das ist die schlechte Nachricht. Die gute lautet: „Auch Engagement kennt keine Altersbeschränkung“, so Stadelmann, „zu sehen, wie schon so junge Kinder sich für andere einsetzen, macht Mut und gibt uns Kraft für die Arbeit im Netzwerk.“


Seit Jahren spielt die Arbeit mit Kindern im Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage eine immer größere Rolle: In Berlin gehören 40 Berliner Grund- und Gemeinschaftsschulen dem Courage-Netzwerk an, bundesweit sind es mehr als 330 Grund- und 60 Gemeinschaftsschulen. Die Leiterin der Landeskoordination Berlin Sanem Kleff macht darauf aufmerksam, dass bei allen Veranstaltungen von Landes- über Aktiventreffen bis zu Fachtagen Grundschüler*innen miteingeladen werden.
Sanem Kleff, die zugleich Direktorin der Bundeskoordination ist, betont die herausragende Rolle kunstpädagogischer Methoden, die im Courage-Netzwerk seit Jahrzehnten eingesetzt werden: „Darstellendes Spiel ermöglicht, in fremde Rollen zu schlüpfen oder unter dem Schutz einer Maske Ängste und Träume darzustellen. In Rollenspielen oder Argumentationstrainings lernen Jugendliche, gegen menschenfeindliche Positionen anzutreten. Mit einem Graffiti kann die Visualisierung von kontroversen Themen und komplexen Anliegen gelingen. Und das sind nur einige Beispiele.“ Oder, in Kürze: Kreative Methoden helfen bei der Entwicklung von Kompetenzen, die in einer demokratischen Gesellschaft unerlässlich sind. Zu früh kann man ihre Förderung gar nicht beginnen.
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21.06.2024